
Alte Messgeräte
Wer viel misst, misst viel Mist. Ein Spruch den man sich merken sollte, gerade dann wenn man mit unzähligen Messgeräten arbeitet. Die angebotenen Messgeräte der einst größten Apotheke mit dem großen „C“ dürften jeden Elektroniker geläufig sein. Die Messgeräte hingegen kamen alle aus Fernost. Auch aus der ehemaligen DDR kamen so einige RFT Messgeräte und kleine Oszilloskope. Die Geräte wurden dann hier im Westen als Voltcraft vermarktet. Die Qualität war gemessen am Preis gar nicht mal so…. schlecht.
Aber als Hobby – Elektroniker hat man das Geld nicht so lose in der Tasche und man schaute wo man das eine oder andere Messgerät günstig erwerben konnte. Der erworbene Voltcraft 2040 von 1985 diente bis 2022. Das Gerät wurde über die Jahre immer mal wieder justiert oder nachgebessert. Ich erinnere mich noch daran als in der damaligen Funkschau der Voltcraft 2040 mit einem Hameg verglichen wurde. Der Preis von 900DM war gegenüber der damaligen 203/204 Serie von Hameg unschlagbar. Immerhin verlangte Hameg einen stolzen Preis für seine Geräte und mehr als 1000DM waren damals nicht drin.
Der Kauf war aus meiner Sicht sicherlich nicht schlecht, zumal der 2040 lange und zuverlässig funktionierte. Das änderte sich schlagartig als vergessen wurde das Gerät abzuschalten. Ein Kurzschluss in der Hochspannung gefolgt von einer Trafoüberhitzung erwirkte einen Kurzschluss in einer der Sekundärwicklungen. Ein Totalschaden der sich nicht mehr lohnt zu reparieren. So kaufte ich mir einen gebrauchten Hameg 204, der allerdings ebenso nicht ganz rund lief und erst einmal repariert werden musste, dass zu einer Zeit wo es doch tolle digitale gibt. Immerhin nach diversen Reparaturanläufen zeigte sich auch der alte Hameg willig und analog ist ebene doch etwas anderes als das neumodische Zeugs. Die Liste der defekten Bauteile des HM204 war überschaubar. Zwei Dioden in der Hochspannung, eine kalte Lötstelle und diverse Probleme mit dem Spindelpotentiometer der Zeitdehnung. Alsdann war der Abgleich mit einem alten HZ60-2 möglich und der HM204 läuft wie er sollte. Ob es aus heutiger Sicht noch lohnenswert ist, dass kann jeder für sich selbst entscheiden.
Diverse analoge Oscars werden heute nur noch gebraucht angeboten. Die digitale Technik hat das analoge Oszilloskop vollkommen verdrängt. Grund genug genauer beim Kauf hinzuschauen. Ein gewichtiger Grund ist die ehemalige Verwendung des Messgerätes. Es macht einen sehr großen Unterschied, ob das Gerät im Service Tag für Tag genutzt wurde oder einfach nur gelegentlich bei einem Hobbyisten. Diverse Mängel der Stellelemente wie auch ein nicht mehr so helles Schirmbild wie auch die Schärfe wären mal hier anzumerken. Dazu folgt noch eine mögliche Ungenauigkeit der Zeitbasis oder des Y Verstärkers. Wer damals Wert auf Genauigkeit gelegt hat, der wird immer mal wieder sein Gerät geprüft und nachgebessert haben. Im Servicefall allerdings wurden diese Geräte regelrecht geschleift bis nichts mehr ging. Folglich werden damalige hochwertige Geräte heute für teures Geld angeboten obwohl diese den Cent nicht mehr Wert sind.
Die
Zeit der analogen Oszillographen ist schon lange vorbei. Als Hameg
noch an der analogen Technik festhielt waren schon erschwingliche
digitale Geräte auf dem Markt. Abgesehen von den Profigeräten war
der "Slogan" seitens Hameg, dass die analogen Oszilloskope nicht so
schnell von den digitalen überholt werden würden ein fataler Fehler.
Der Hameg HM205-2 war der erste Hybride der die analoge Technik mit
der Digitaltechnik verknüpfte. Damit konnte man auch extrem langsame
Vorgänge Graphisch darstellen. Spätere Typen des HM 205 konnte man
auch via RS232 Schnittstelle zwecks Datenübertragung an einem PC
anschließen. Allerdings sei angemerkt, dass es aus einer DOS Zeit
kam. Entsprechend "tricky" ist heute der Betrieb an modernen
Betriebssystemen. Entweder man hat noch so ein Urgestein von
Laptop/PC lauffähig, oder man begebe sich auf den Feld der
Emulation.
Für
die reinen analogen Oszilloskope gab es aus Fernost diese
Erweiterungen. OSU = Oszilloskope-Speicher-Erweiterung. Diese
Erweiterung machte aus fast jeden analogen einen einfachen
digitalen. Die Bandbreite war bescheiden und so richtig rund liefen
diese Erweiterungen nicht. Aber einfache weniger komplexe Signale im
Hz Bereich waren gut darstellbar. Eine alte analoge "Krücke" war
somit noch nicht ausgedient.
Die Preisspanne der heutigen digitalen Oszilloskope ist sehr groß. Es ist nicht nur die Bandbreite die den Preis bestimmt, auch die Abtastrate und diverse Möglichkeiten Signale korrekt abzubilden. Schon preiswertere Modelle genügen um beispielsweise sich in der alten analogen Technik zurechtzufinden.
Aus einer Zeit wo ein einfaches Voltmeter mit einem Drehspulmesswerk
einfach zu niederohmig war, die Zeit der Röhrenvoltmeter.
Dieses
Gerät liegt bei 11MOhm im gesamten DC Bereich. Bei einem preiswerten
digitalen Voltmetern ist das nicht immer schlüssig. Schenkt man den
Herstellern von unzähligen billigen Fernostprodukten Glauben,
so landet man schnell auf den Boden der Tatsachen. Daher sei an
dieser Stelle angemerkt, Profigeräte arbeiten durchweg genauer und
die Langzeitstabilität ist auch besser. Ist es also sinnvoll gleich
1000Euro und mehr nur für ein Multimeter auszugeben? Im Hobbybereich
sicherlich nicht. Man sollte bei den realistischen Möglichkeiten
bleiben. Realistisch ist allerdings auch, dass ein altes
Röhrenvoltmeter wie dieses hier nicht Superlativ vom Himmel fällt
und erst einmal repariert werden muss. Dazu zählen auch Referenzen
die man eigentlich nur mit teuren neuen Messgeräten hat. Schon der
AC/DC Abgleich verlangt eine genaue Spannungsquelle und zugleich
eine Überprüfung mit einem halbwegs genauen Voltmeter. Alsdann hätte
man nur ein schön anzusehendes Schätzeisen in der Form eines
Röhrenvoltmeters.
Das Innenleben des Universal - Röhrenvoltmeter LV-75 von Leader Ultron unterscheidet sich nur kaum von vielen anderen dieser Preisklasse. Zu nennen wäre hier einmal die amerikanische Firma Heathkit. Heathkit vertrieb in hohen Stückzahlen Bausätze unterschiedlicher Messgeräte wie auch Empfängertechnik. Erst in den 1970 Jahren war durch den Import von japanischen Produkten der Absatz geschwächt. Ein Grund dafür war die Qualität der Bausätze die mit den fertigen japanischen Geräten nicht Schritt halten konnten. Als fertiges Konkurrenzprodukt kann man durchaus das LV-75 aus diesem Jahrgang ansehen. Das Innenleben könnte ebenso als Bausatz durchgehen.
Bei den einfachen Röhrenvoltmetern war die Grundschaltung fast immer identisch. Bessere Geräten waren dahingegen schon mit Stabilisierungen der Anodenspannungen ausgestattet. Eine geringe Schwankung der Netzspannung lässt das LV-75 etwas driften, was aber bezogen auf den kleinsten Messbereich wie auch Skalenende bei +/3% liegt. Die Röhrenbestückung lässt sich aus meiner Sicht sogar etwas verbessern. Als Regelröhre dient die ECC 82. Die ECC82 wurde auch im NF Bereich verwendet, entsprechend hoch sind auch die Preise. Als Ersatz kann hier die JAN 5963 verwendet werden. Dieser Röhrentyp wurde ausschließlich für Rechenmaschinen entwickelt! Der Unterschied liegt einmal darin, dass es sich um eine "long life" Röhre handelt. Weiterhin kann diese Röhre auch ohne Anodenspannung betrieben werden, ohne das die Kathode Schaden nimmt. (Standby-Betrieb nur beheizen) Ein weiterer Unterschied zu der ECC82 liegt auch darin, dass zwischen den beiden Trioden-Systemen das Abschirmblech fehlt. Diesbezüglich ist die JAN 5963 nicht für den NF Betrieb geeignet. Die Röhre wurde nie auf Microfonie seitens der Hersteller getestet. Es gibt mittlerweile einige Röhren-Freaks die auch auf dieses Pferd als "Super-NF Röhre" setzen und so die Preise hoch treiben. Die JAN 5963 ist im Grunde nur eine Röhre für zwei Schaltzustände, low and high. Als Regelröhre im LV-75 lässt sie sich gut betreiben. Die Voraussetzung dahingegen ist ohnehin ein neuer Abgleich.
Der
Hersteller ICE (Industria Costuzioni
Elettromeccaniche) in Milano baute eine sehr
kompakte Serie von Multimetern. Der damalige Microtest 80 war sehr
kompakt aber nicht so genau und die Stärken des Gerätes lagen in
seiner Größe. Im Augenschein scheint das Messgerät beinahe nur
aus einer großen Messbereichsskalar zu bestehen. Darunter die
Einsteckbuchsen für die Messleitungen.
Das Messgerät ist heute noch bei mir im Einsatz. Allerdings nur mit Einschränkungen, da als Ohmmeterbatterie die PX625 (Quecksilberbatterie) verwendet wurde. Das Messgerät ist praktisch aber verlangt etwas Einarbeitung, da nicht jeder Messbereich direkt abgelesen werden kann. Hier ist manchmal eine Umrechnung erforderlich was Ablesefehler verursachen kann.
Standard
- Multimeter in einer moderaten Preisklasse haben für den normalen
Hobbyisten durchaus eine sehr gute Verwendung. Allerdings darf man
nicht zu viel erwarten, denn derartige Messgeräte haben in der Regel
immer die Probleme, dass die zu messende Signale was beispielsweise
mit Störsignalen untermauert ist nicht korrekt angezeigt werden.
Entweder es wird ein falscher Wert angezeigt oder die Anzeige
springt hin und her. Es ist eben der Preis der entscheidet wie zu
messende Größen verarbeitet werden. Es gibt ebenso teure Geräte die
ebenso problematische Spannungen beispielsweise nicht korrekt
anzeigen können. Das ist also vor einem Kauf eines Messgerätes
abzuklären in wieweit letztlich die Verwendung geht. Das alte
analoge Messgerät ist, was Störanfälligkeit angeht immer noch
besser. Hier trifft das Sprichwort wörtlich zu und man ist manchmal
mit einem analogen Messgerät besser bedient. Wer es also genau
nimmt, wird sich in einer ganz anderen Preiskategorie umsehen
müssen.