ARRAS 

Für die Region Nord-Pas-de-Calais baute der Hersteller ARRAS diverse Sicherheitslampen. Der Ursprung des Unternehmens geht auf das Jahr 1898 zurück. Henri Catrice und Lucien Neu als Gründer der S.A.E.A.E.  (Société Anonyme d'Éclairage et d'Applications Électrique) was übersetzt, Aktiengesellschaft für Beleuchtung und elektrische Anwendung heißt.

Der Höhepunkt der kleinen Manufaktur mit 500 Mitarbeitern war 1955 erreicht. Nach der Zusammenführung mit Maxéi zu Arras-Maxéi, wurde das Unternehmen zunehmend in den 1980 Jahren verkleinert. Ein Grund dafür war der stetige Rückgang des Bergbaues. Ein weiterer Grund war eine Schlagwetterexplosion gefolgt mit einer Kohlenstaubexplosion (1985) auf der Schachtanlage Simon in Forbach. Das Unglück forderte 22 Tote und 103 Verletzte. Die Gründe wurden nie ganz aufgeklärt, aber eine Beteiligung einer Arras Wetterlampe vom Typ CF wurde als Auslöser dieser Tragödie mit einbezogen. Es ist daher unklar ob es alleine die Sicherheitslampe war die die Schlagwetterexplosion auslöste, oder eine zuvor beschädigte Lampe letztlich die Explosion hervorbrachte. Die gefolgte Kohlenstaubexplosion wurde durch die damaligen Explosionssperren (Wassertrogsperren) eingedämmt. Ein Übergreifen auf weitere Grubenbaue wurde so unterbunden.

Der Vorfall hatte nicht nur für die Betreiber der Anlage Folgen auch für Arras selber. Durch eine neue Bestimmung wurde der Betrieb derartige Lampen 1985 verboten was dazu führte, dass Arras nur noch Sicherheitslampen für den Export herstellte. Das Sicherheitskonzept der französischen Gruben wurde durch diesen Vorfall komplett überarbeitet. Arras-Maxéi existiert noch heute, allerdings ist das Feld der Tätigkeiten komplett anders ausgerichtet.

ARRAS Typ MS (M)

Lampes de sureté a essence, „Lampe de sureté“, übersetzt heißt es Sicherheitslampe. „Essence“, heißt „Benzin“. Wenn man es korrekt übersetzt: Benzin-Sicherheitslampe.

Der Lampenkopf ziert ein vernietetes Typenschild aus Messing. Die Gravur des Lampentyps, gefolgt mit dem Tag der Zulassung. LAMPE TYPE.MS - AGRÉÉE LE 29.10.47. Der Glaseinsatz trägt den Schriftzug: MC 10 BACCARAT FRANCE, aus der gleichnamigen Glashütte. Die Glashütte BACCARAT stellte somit nicht nur Luxusgüter her, sie war auch ein Großlieferant für die Glaseinsätze der unterschiedlichen Sicherheitslampen.

   

Der Tag der Zulassung (Agréée le) ist nicht gleichbedeutend mit der Produktionszeit. Zumindest liegt die Vermutung nahe, da spätere Lampen des selbigen Typs das selbe Datum prägt. Ein Beispiel dazu wäre die ARRAS CF die ab 1953 gebaut wurde. Diese trägt den Schriftzug unter der Typenbezeichnung: AGRÉÉE LE (zugelassen am) 01.06.53. Dieser Lampentyp wurde von Arras bis 1985 gebaut. Es handelte sich hier um eine Musterabnahme mit entsprechender Gravur. Die Lücke auf dem Typenschild war für eine Nummerierung vorgesehen. Immerhin, dieses Stück hatte den Regelgrubenbetrieb nie erlebt und ist auch entsprechend gut erhalten.

        

Bei genauerer Betrachtung findet sich hinter der Typenbezeichnung ein "S". Einen Typ "MS" der Arras Lampe ist nicht auffindbar oder irgendwo hinterlegt. Die Typenbezeichnung "M" ist dahingegen auffindbar aber wenig dokumentiert. Es gibt keine Details zu Untertypen oder Typen die speziell angefertigt wurden. Auch scheint mir die am 01.06.53 zugelassene Arras CF fast baugleich zu sein. Die Sicherheitseinrichtung ist identisch wie auch der Cereisen-Zünder (PA100), kleine Unterschiede im Aufbau sind im Lampentopf wie auch des Lampenkopfes ersichtlich. Der zusätzliche Buchstabe hinter dem Typ beschreibt möglicherweise die Anordnung des Zünders bzw. deren Betätigung. Weiterhin werden mit dem letzten Buchstaben Bauänderungen beschrieben. Daher könnte die Arras Typ "MS" ein vorläufiger Typ der "CF" gewesen sein. Einen späteren Typ "M" als Typ "MF" gibt es ebenso der am 11.01.54 zugelassen wurde. Bei der Arras Typ MF ist die Bauform des Flammensiebes äußerlich schon anders. Dieses ist eher zylindrisch und nicht wie beim Typ "MS" leicht kegelig.

Die Baugruppen der Lampe zeigen einen hohen Qualitätsstandard, immerhin mit 2kg ist die Lampe kein Leichtgewicht. Der verbaute Brenner mit einem Flachdocht ergibt eine recht große Flamme. Die Arras Lampen wurden fast alle mit einem Marsautmantel ausgestattet. Der Mantel hatte mehrere Aufgaben zu erledigen. Einen besseren Schutz vor höheren Wettergeschwindigkeiten, eine bessere Stabilität und einen hervorragenden Schutz des Flammensiebes. Die Lampe besteht aus verzinkten Eisen wie auch aus massiven Messing. Der Glaseinsatz von Baccarat ist ein hochwertiges Kristall-Borosilikat.

     

Un très grand merci à Christophe qui m'a envoyé ce bel exemplaire de lampe de mineur d'Arras de France. Merci beaucoup Christophe ! Une amitié franco-allemande de plusieurs années nous lie, c'est pourquoi cette lampe de mineur est très spéciale pour moi.

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ARRAS Typ BNF (B)

Abweichend von der konventionellen Sicherung mit einem Magnetverschluss zeigte der Typ BNF (Arras Typ B) eine Mechanik die mit einer Plombe gesichert wurde. Ein Riegel greift in einer Nut um ein aufdrehen zu verhindern. Die Plombierung hält den Riegel in der vorgegebenen Position fest, sodass der Riegel nicht geöffnet werden konnte. Diese Konstruktion wurde für das Bergwerk in Blanzy entworfen. Nach der französischen Methode benötigte man nur den Gürtel seiner Arbeitshose um eine gesicherte Lampe zu öffnen. Zunächst wurde die Lampe weiter zugedreht, damit der Verschlussanker wieder auf das Gewinde lag. Dann drehte man den Gürtel um den Lampentopf, sodass mit einem heftigen Ruck in der passenden Drehrichtung der Verschlussanker nicht mehr so schnell greifen konnte. Das funktionierte allerdings nur bei Lampen deren Obergestell noch etwas zugedreht werden konnte. Eine mögliche Manipulation konnte man nicht so einfach feststellen. Die Lampe wurde wieder verschlossen und man dachte nicht immer über die Folgen einer derartigen Handlung nach.

Eine einfache und wirkungsvolle Methode um die Lampe zu sichern war eben die Konstruktion der BNF. Wurde eine Plombe beschädigt oder gar entfernt, wurde man empfindlich bestraft oder sogar entlassen. Die Kontrollen wurden von den Aufsichtspersonen vorgenommen und eine Manipulation war schnell offensichtlich. Ein derartiges System war für die Wartung der Lampen allerdings kontraproduktiv, da der Lampenmeister stets die Plombierungen erneuern musste.

    

Die Lampenverriegelung der "BNF" mit einem Gewindestift als Ersatz für eine Plombe.

Hinter der Typenvielfalt der Arras Lampen zeigte auch der Grundtyp "B" eine Änderung der Zündeinrichtungen bei späteren Typen. Unter der Bezeichnung "Rallumeur au ferrocérium" wurde der Cereisen-Zünder PA100 (vertikale) im Typ "BNF" verbaut. Dazu folgen auch einige Typen mit aufliegendem Cereisen-Zünder. Die Zündeinrichtungen wie W100 (horizontal) oder V100 (vertikale) sind Zünder für Zündstreifen (Zündband) aus früheren Konstruktionen. Im späteren Verlauf der Produktion gab es auch Typen mit elektrischer Zündeinrichtung (RE100) ähnlich der Friemann & Wolf Duisburg 20502. Hierbei handelt es sich nicht um Sonderanfertigungen für das Saarland wie es manchmal nachzulesen ist, sondern um die strengeren Sicherheitsbestimmungen im deutschen Bergbau ab den 1950 Jahren.

Die Arras BNF hat ebenso ein Typenschild aus Messing auf dem Lampenkopf. "LAMPE TYPE BNF / AGR DU 11.1.54" Der größte Unterschied zu der Arras Typ MS ist die Sicherheitseinrichtung.

    

Die hier gezeigte "BNF" wurde gefahren. Das heißt, dass diese Grubenlampe im Grubenbetrieb eingesetzt wurde. Glücklicherweise wurde sie sorgfältig behandelt und zeigt heute nur wenige Gebrauchsspuren. Bei der ersten Durchsicht waren die Drahtkörbe (Drahtschornsteine oder auch als Flammensiebe bezeichnet) erheblich verrostet. Die Gefahr bei der Reinigung besteht darin, dass sich das feine "Gaze" einfach auflöst. Bei der Reinigung zeigte sich glücklicherweise nur eine oberflächliche Korrosion was die Stabilität nicht beeinflusste.

Es kommt nicht selten vor, dass die Drahtkörbe durchgerostet sind. Je nach Lampentyp ist es dann schwierig mit Ersatzteilen. Dazu sind es in der Regel immer zwei Drahtkörbe die passend zueinander in einem Gestell stecken.

 

Die Franzosen bezeichneten ihre Grubenlampe auch als kleine Sonne. Voller Stolz waren die französischen Bergleute über ihr edles Geleucht, was stets Licht in der ewigen Dunkelheit brachte.

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