Die Typen und die Mechanik

Als Sammler hat man seine eigene Meinung über diverse Klassiker. Daher ist meine  Auslegung immer etwas geprägt von der eigenen Erfahrung und dem Wissensstand. Bei der Gegenüberstellung beider Kameras wird man also mit der Tatsache konfrontiert, dass in der ehemaligen Sowjetunion die Kamera unter dem Namen KIEV weiter gebaut wurde. Das betrifft die Modelle Kiev 2/3 und die modifizierte Form der Kiev 2a/3a. Der Unterschied der 2a & 3a besteht grob in der Erweitung eines Blitzanschlusses den es bei der Contax II/III nie gab.

Die ersten Modelle der Kiev 4A wurden schon ab 1956 gebaut. (Typ 1) Dabei hatten diese frühen Modelle noch die Merkmale der Kiev 2a. Spätere Modelle wie der Typ 2 hatten hier die ursprüngliche Form der Rückwand verloren und hatten auch Änderungen bei der Filmaufwickelspule. Eine Änderung der Frontblende und dem Hebel für das Vorlaufwerk erfuhr das Modell Typ3 ab 1974, was aber nur bis 1975 gebaut wurde. Weitere Änderungen waren nur marginal wie beispielsweise kleine Änderungen im Schriftzug. 1976-1980 tauchte dann noch der Typ 4 auf, deren kleine Änderung im Verschluss lag. Die kürzeste Zeit war hier nur noch mit 1/1000sec. angegeben.

Fast parallel wurde auch die Kiev 4 AM gebaut, die ausnahmslos mit dem lichtstärkeren Helios 1.8/53mm angeboten wurde. Es war die letzte Serie die bis 1987 mit abgeänderten Bedienelementen und einem Hot-Shoe gefertigt wurde. Die Kamera war vom Grundprinzip immer noch der Contax II angelehnt, hatte aber viel von der Genauigkeit der damaligen Fertigung verloren

Zu der Kiev 4A wurde ebenso die Kiev 4 ab 1957 angeboten. Diese Kamera hatte gegenüber der Kiev 3a (Contax III) einen abgeänderten Belichtungsmesser. Das Gehäuse  des Belichtungsmessers wurde von der damaligen Contax IIIa kopiert. Im Inneren arbeitete aber nur eine verkleinerte Version des damaligen Contax III Messwerkes. Die Rückwand wurde auch bei diesem Modell früh abgeändert. Der Scheitelpunkt der Fertigungsqualität liegt um das Jahr 1957 mit den Modellen Kiev 4A & 4. Alle diese Modelle wie auch die späteren waren deutlich schlechter. Die Kiev 2a/3a waren durchaus Contax II/III Produktionen in der ehemaligen Sowjetunion.

Weitere kleinere Unterschiede zu der Contax ist einmal deren Auflage. Zeiss hatte hier ein Maß von 35,00mm +0,01mm/-0,03mm angegeben, die bei der Kiev geringfügig länger sein sollte. Die Begründung liegt bei etwas längerer Auflage und Toleranz darin, dass der Fertigungsprozess schneller durchlaufen werden kann. Schaut man sich die Begleitpapiere bei diversen russischen Objektiven an, so wird klar, dass hier immer wieder eine kürzere Auflage von 34,85mm auftaucht. Eine gewisse Inkompatibilität mit den Zeiss Objektiven besteht daher dennoch und dieses wird sich im Nahbereich bei ganz geöffneter Blende möglicherweise durch eine gewisse Unschärfe zeigen. Auch ist es stark abhängig von der Brennweite des verwendeten Objektivs. Fraglich ist allerdings die Darstellung des Maßes als solches. In der Literatur wird das Contax RF Bajonett immer mit 34,85mm angegeben.

Der Verschluss zeigt bei beiden Kameras diverse kleine Unterschiede. Die frühen Contax Verschlüsse hatten im Filmtransport noch geschraubte Zahnräder. Diese Bauweise ist daher nicht ganz sicher um ein Kiev Verschluss zu identifizieren. Denn die Bauweise mit einer Niete wurde auch später in der Produktion der Contax verwendet. Ein deutliches Indiz ist das Winkelgetriebe im Verschluss. Einmal sind die Zahnräder bei der Contax feiner in der Oberfläche und es gibt einen anderen Schliff im Winkelgetriebe. Der Rahmen des Verschlusses ist etwas gröber bei der Kiev gehalten, wohingegen dieser bei der Contax sauberer verarbeitet wurde. Die Unterschiede im Inneren sind daher recht klein und manchmal muss auch ein Fachmann genauer hinschauen um einen Unterschied festzustellen. Der größte sichtbare Unterschied liegt in der Belederung der Kamera. Diese ist weniger schön und zeigt auch deutliche Qualitätsmängel in der Verarbeitung. Die Verchromung ist nicht so glänzend und schimmert eher matt.

Links der Contax II/III Verschluss, rechts der Kiev 2a/3a Verschluss.

 

Beide Bilder zeigen ein Kiev-Verschluss mit geschraubten wie auch genieteten Zahnrad!

Der Kiev-Verschluss von der anderen Seite. Deutlich ist das zweistufige Hemmwerk zu sehen. In der oberen rechten Ecke liegt das dubiose Blech, was bei den meisten Kiev´s fehlt. Dieses Blech ist die Spaltabdeckung zwischen der Filmbühne und dem Verschlussrahmen.

Die Kiev RF ist preiswerter was bei diversen Reparaturen einer Contax II/III von 1936 durchaus zum Problem werden kann. Denn nicht immer wird mit originalen Teilen gearbeitet. Wer möchte schon einen russischen Verschluss in einer Contax? Diverse Reparaturen sollten sich also nicht auf komplette Baugruppen beziehen eher auf das Teil was wirklich defekt ist. Beispielsweise eine gebrochene Feder etc. Wird allerdings ein kompletter Verschluss aus einer Kiev umgesetzt, so ist das aus meiner Sicht ein fataler Fehler was die Originalität angeht.