Kodak Retina Reflex
Kodak baute die erste Retina 1934 und leitete so das uns bekannte Format des Kleinbildfilms ein. Die frühen Serien waren einfache und robuste Kamerasysteme die durch sinnvolles Zubehör ergänzt werden konnten. Kodak zeigte 1957 die erste Retina Reflex, wobei das 1954 vorgestellte Modell der Retina IIIc und deren Satzwechselobjektiv für die Retina Reflex übernommen wurde. Die Retina Reflex hatte so einer der damaligen spitzen Objektive bekommen. Diese gab es wahlweise von Schneider Kreuznach oder Rodenstock. Die Satzlinsensystem der beiden Hersteller waren nicht kompatible untereinander und man musste sich vorher entscheiden welches Objektivsystem man nutzen wollte.
Die zweite Serie der Retina Reflex war die Retina Reflex S. Diese Kamera besaß 1959 das so genannte DKL Einheitsbajonett. Es wurde ebenso von Voigtländer verbaut und stammte von Friedrich Deckel. Die Objektive der unterschiedlichen Hersteller hatten eine einfache mechanische Kodierung um Fremdnutzung zu unterbinden. Letzteres ließ sich durch eine kleine Umarbeitung am Bajonett umgehen. Die Retina Reflex III folgte 1960, wobei diese 1962 noch einmal überarbeitet wurde. Mit einem etwas größeren Selenbelichtungsmesser wurde die Kamera bis 1964 gebaut. Die letzte Retina Reflex (IV) wurde ab 1964 bis 1967 angeboten.
Die Retina Reflex IV gab es in zwei Ausführungen. Bei den jüngeren Modellen existierten noch Halteschlaufen für einen Kameragurt. Die späteren Modelle hatten diese nicht mehr und man musste zumindest das Unterteil der Bereitschaftstasche nutzen. Schon die Retina Reflex III hatte kleine materielle Sparmaßnahmen zu verzeichnen. Dazu zählt die Abänderung des Schnellspannhebels in einer einfachen Stahlausführung. Der Auslöseknopf der Retina Reflex IV war nur noch aus Plastik. Die Rückspulkurbel wie auch die Transportwelle die in der Filmpatrone greift wurde ebenso aus Plastik gefertigt. Die zuvor verchromte Einfassung des Verschlusses wurde bei der Retina Reflex IV schwarz lackiert. Diese Maßnahme sollte den Unterschied zu den früheren Reflex Modellen optisch aufzeigen, dass es sich hier um die Retina Reflex IV handelt.
In einer Überlieferung heißt es, dass zu der bevorstehenden Photokina die Retina Reflex IV nicht ganz fertig gestellt werden konnte. So nahm man das Unterteil einer Retina Reflex III und montierte dort die schon existierende Schaltwerksabdeckung der Retina Reflex IV. Das hier gezeigte Modell ist ein Unikat der Retina Reflex IV und besteht aus der Chromeinfassung der Retina Reflex III sowie den ursprünglichen aus Alu gefertigten Schnellspannhebel und der Auslösung. Das zusätzlich eingelassene Emblem in der Belederung ist ebenso bei keiner Retina Reflex zu sehen. Diese hier vorgestellte Retina Reflex IV wurde in einigen Arbeitsstunden so hergerichtet wie sie einst der Kundschaft und deren neugierigen Blicken vorgestellt wurden.
Die erste Retina Reflex hatte noch einen Linsenmitten-Zentralverschluss. Damit gab es nur zwei zusätzliche Brennweiten als Satzwechsellinse. Retina Curtar-Xenon oder Retina Heligon C f:4/35mm. Ebenso das f:4/80mm Longar oder als Heligon. Ab der Retina Reflex S gab es wesendlich mehr Auswahl bedingt durch den verbauten Hinterlinsen-Zentralverschluss. Das war zu der damaligen Zeit immer noch ein Kompromiss bedingt durch die Verschlussanordnung. Die kürzeste Brennweite betrug f:4/28mm wie die längste Ausführung in f:4,8/200mm.
Die Retina Reflex waren filigran verarbeitet und mit viel Chrom behaftet. Als voll mechanische Kamera fordert heute die Mechanik ihren Tribut. Ob Schmierstoffverharzung oder Defekte in der Mechanik, beides lässt sich nur mit viel Aufwand beheben.
Retina Reflex S / Retina Reflex III mit dem 50mm Xenar.
Das Nachführsystem der Retina Reflex S / Ein Blick durch den Sucher der Retina Reflex III
Der Sucher der Retina Reflex IV konnte die Zeiten wie auch Blendenwerte einspiegeln. Auf der Schaltwerksabdeckung gab es ab der Retina Reflex III eine zusätzliche Ablesemöglichkeit für den Belichtungsmesser. Der Hersteller war natürlich "GOSSEN" und es gab nichts an der Kamera was nicht irgendwie "Made in Germany" war.
Die Kodak Retina Reflex gab es in einer überschaubaren Serie. Retina Reflex 2.0 (1957-1958), S (1959), III (1960-1964) und die IV (1964-1967). Bei der Retina Reflex III gab es zwei Versionen. Die erste hatte noch die kleinere Selenzelle verbaut. Erkennbar ist das am kleineren Belichtungsmessergehäuse. Die kleineren Änderungen ab der Retina Reflex III, wie beispielsweise der Schnellspannhebel, waren nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Die Kamera war sehr hochwertig verarbeitet, aber gegenüber der Konkurrenz die gerade in den 1960 Jahren auftauchte technisch veraltet. Die Pentax Spotmatic (1964-1976) war hier einer der Kameratypen die den Kameramarkt kräftig aufrührten. Bei „Rochester“ war man darüber nicht erfreut und die schon in den Kinderschuhen steckende Retina TTL wurde heruntergebrochen zu der Instamatic Reflex.
Der deutsche Kameramarkt starb fast in einer Nacht wenn man das einmal übertrieben sieht. Kodak wollte nicht mit uraltem System Geld verdienen, Kodak verdiente sein Geld mit Patente und den Filmverkauf. Hierzu gesellte sich Fuji und Fuji verkaufte als Konkurrent nicht nur sehr gutes Filmmaterial auch Kameras in einem moderaten Preisgefüge.
Das Gehäuse der Kodak Retina Reflex IV in ihrer Verkaufsform mit einem Instamatic 28mm Weitwinkel bestückt.